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Mt. Blanc 4807 m (Frankreich)

"Frêney Zentralpfeiler" (Voie Classique) VI-, A1 800m / 04.Aug - 06.Aug.1990

Meine Kletterpartner: Carsten Klug (Bad Kreuznach)


Es gibt Bergtouren die man entweder schnell wieder vergisst oder man behält sie lange in Erinnerung. Frêney Pfeiler ist so eine Tour die man nicht so schnell vergisst. Die Höhe, und die Länge der Tour war so strapaziös, das ich sie noch eine Woche in den Knochen spürte!

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"Montblanc von Italien"

"Montblanc von der italienischen Seite"

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"Montblanc"
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"Aig. Noire de Peuterey (3772m) von der Gambahütte (2663m)"

"Montblanc Urlaub"

Am 05. August fuhr ich nach Chamonix um Carsten zu treffen. Während der Fahrt spürte ich die Müdigkeit von drei Tagen Nachdienst. Außerdem schaffte mein alter VW Camping Bus gerade mal 110 Km auf der Autobahn. Carsten war schon seit einer Woche vorher dort mit Freunden. In Orthaz, ein ziemlich heruntergekommener schattiger Campingplatz in Chamonix war billig und kostete nur drei Franken pro Nacht. Auch "Engländer Camping platz" genannt. Es gab kein fließendes Wasser und keine Toilettenanlagen. In der Hochsaison wurde er wie in ein Flüchtlingslager verwandelt! Überall hingen Plastikplanen auf den Bäumen, die gegen den Regen schützen sollten, geklaute Kaffeestühle und dubiose Tauschgeschäfte wurden gemacht. Es gab allerdings ein paar Unterschiede. Fast alle Camper waren jung, freudig und bunt. Neben mir war ein junger Holländer, der mir stolz sein Gipsbein zeigte. Er war während der "Fidel Fiasco" Route am Aig. de Blattier abgestürzte. Ein Sicherungskeil hatte nicht gehalten! Ein Vorteil dieses Zeltplatzes war, das ein Lagerfeuer erlaubt war und große Boulderblock mitte in Campingplatz.

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"Zustieg zur C.Eccles Biwak"

Zustieg auf den Brouillard-Gletscher. Eine Bergtour für sich.

Zustieg vom Rif Monzino (Gambahütte) zum Eccles Biwak dauerte ca. 4 Stunden. Der Aufstieg auf 4.000 m Höhe mit einer Höhendifferenz von ca. 1.200m, machte mir ohne Akklimatisation zu schaffen. Wir trugen nicht zu viele Sachen mit, in der Hoffnung das das Wetter hielt. Einen Biwaksack und einen kleinen Kocher. Wobei ein Wettersturz auf dem Freney Pfeiler sehr problematisch werden kann, da er keine leichten Rückzugmöglichkeiten bietet. Beim ersten Versuch im Jahre 1961 den Freney Pfeiler zu besteigender starben vier von sieben Männern im Sturm.

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"Kurz vorm Biwak"

Im Hintergrund der Aig. Noire

Er ist eine schwere alpine Tour, da die Überquerung des Freney-Gletschers sehr problematisch ist. Der Gletscher ist von Jahr zu Jahr mehr zerklüftet und viele Spalten behindern den Zustieg. Carsten hat es einmal versucht, aber vergebens.

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"Biwakschachtel"

Neue Eccles Biwakschachtel (3850m)

Der Biwak ist auf einer sehr imposanten Stelle, aber es ist auch ein gefährlicher Platz. Eine neu Eccles Biwakschachtel, die mit einem Draht befestigt ist, befindet sich auf einem steilen Felsabsatz, direkt daneben ist ein 100 m Abgrund. Die Biwakschachtel war mit acht Leuten voll besetzt. Ca. 20 m über uns war noch eine alte Biwakschachtel vorhanden.

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"Eccles Biwak
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"Oberer Eccles Biwak"
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"Sonnenaufgang auf dem Gd. Jorasses(4208m)"
"Abseilen an einem tiefen Abgrund"


Die angegebene Kletterzeit ist mit insgesamt 11-16 Stunden vom Bergschrund zum Montblanc-Gipfel angegeben. Der Zustieg vom Biwak und der Abstieg zur Vallothütte ist dabei nicht mitgezählt. Wenn man also schnell genug ist, kommt man ohne Biwak aus. Wir standen um Mitternacht auf. Es gab einen großen Bergschrund kurz vor dem Col Eccles. In der Dunkelheit war es nicht leicht alte Spuren zu finden. Wir beeilten uns um nicht die letzten auf dem Pfeiler zu sein. Vom Col Eccles seilten wir uns ca. 50 m mit einer alten Schlinge in totaler Finsternis zum Freney Gletscher ab. Die Überquerung zum Bergschrund unterhalb des Zentralpfeilers war lang. Die ca. 50° steile Schneeflanke war weich. Ab und zu mussten wir tiefe Rinnen übersteigen. Wir seilten uns nicht an, weil eine Sicherung sowieso nicht möglich war.

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"Zustieg zum Freney-Gletscher"
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"Freney Gletscher"

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"Col de Peuterey und Peutereygrat"

"Der Peutereygrat"

Einer der wohl bekanntesten extremen Klassiker ist der gesamte "Peuterey-Grat", einer der längsten Anstiege in den Alpen, bei dem meistens mit zwei oder drei Biwaks gerechnet werden muss. Wobei es auf dem Craveri-Biwak (3490m) wegen langer Trockenheit sehr problematisch werden kann, weil wegen Eismangel kein Wasser mehr produziert werden kann.

"Sieben Seilschaften am Tag!"

Die Zeiten ändern sich. "Freney Zentralpfeiler". Zweifelsohne war es eine der extremen Alpentouren, heute ist es eine "normale" Tagestour. Die Zahl der Extrem Bergsteiger nimmt ständig zu, durch Training, moderne Ausrüstungen und Technik. Ich habe an diesem Tag sieben Seilschaft gezählt. Manche drängen sich vor, um nicht der Letzte zu sein und keinesfalls Biwakieren zu müssen.

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"Einstieg zum Central Pfeiler"
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"Schneegrat"

"Schneegrat bis Absatz"

Der Schneegrat war nicht steiler als 45° / 30m. Mann musste Bergschuhe und Steigeisen anziehen. Unterhalb "Chandell" bot sich eine gute Möglichkeit für einen Biwakplatz.

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"Im Pfeiler"

"im Pfeiler"


Die Kletterei an sich war sehr schön. Die meisten Platten und Risse, die man VI- /A0, also Hakentechnisch klettern konnte. Aber waren relative weniger Zwischenhaken vorhanden als ich erwartet hatte.

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"Unter dem Überhang"

"Rissekletterei unterm Überhang"

Einer der schönsten Risseklettereien unter dem riesigen Überhang. Ab und zu donnerten auf der rechten Seite in der "Couloir" Steine herunter. Der Krach und die Staubwolken waren bedrohlich. Es roch nach Schwefel. Nur am Anfang der Pfeiler befanden sich Geröllbedeckte Absätze. Wir hatten Glück, dass in der Tour kein einziges mal Steine herunter fielen, obwohl viele Leute unterwegs waren.

"Schlingestand in der "Chandelle"
Die Standhaken waren mäßig bis gut. Solide Granitfelsen boten gute Möglichkeiten für die Haken. Wir mussten kein einziges mal Haken nachschlagen.

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""Unter dem Überhang"
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"Eine italienische Seilschaft"

"Eine Extremistin"

Ich war ziemlich überrascht das diese Frau eine sehr gute Bergsteigerin war. Sie führte die Seilschaft und war schnell. Ich sagte mir selbst: "Du kannst dir nichts vormachen", "Du hattest drei Tage Nachtdienst", "Du bist überhaupt nicht akklimatisiert". Verdammter Misst! Ich bekomme keine Luft! Ich keuche. Zum Glück hatte ich keine Kopfschmerzen.

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"Dach Kamin"

"Überhängender Rißkamin"
Unterhalb desabgeschlossenen Überhangs (A2) musste ich eine alte 5 mm Schlinge ziehen die halb durch war. Ich hatte Angst, dass die Schlinge vielleicht mein Gewicht nicht halten könnte, obwohl vorher schon Hunderte von Kletterern die selbe Schlinge benutzt hatten. Außerdem hing mein Rücksack stark nach hinten, sodass ich nicht bis zum nächsten Haken kommen konnte. Ich musste mir irgend etwas einfallen lassen! Also ließ ich meinen Rücksack am Haken und kletterte mit der Schlinge-Trittleiter (A1). Ich zog mit aller Kraft an der Schlinge! Sehr kraftraubend! Endlich hatten wir die Schlüsselstelle hinter uns. Ein guter Absatz nach dem Überhang, auf dem man gut stehen konnte.

"Auf dem Pfeilergipfel"

Obwohl wir uns sehr beeilten, waren wir sehr spät auf dem Gipfel. Und noch sehr weit bis zum Montblanc Gipfel. Anschließend kletterten wir durch ein kombiniertes Gelände mit einer 45-50° steilen Flanke. Ich war sehr müde. Es wurde sehr spät als wir auf dem Gipfel ankamen, fast Mitternacht! Beim Abstieg zur Vallothütte befanden wir uns vollkommen im Nebel. Die Sichtweite war kaum mehr als 15 m mit den Stirnlampen. Zum Glück hatten wir eine Gestalt im Nebel gesehen die vor uns waren. Die italienische Seilschaft hatte die Vallothütte (4362m) gefunden! In der überfüllten Hütte hatten wir keinen Platz wo wir uns hinlegen konnten. Carsten fiel sofort nieder! Ich hockte im Eingang, bis zum frühen morgen.

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"Carsten auf dem Chandel"

"Mein Eindruck vom Frêney Pfeiler"

Der "Frêney Zentralpfeiler" gilt immer noch als extreme Alpintour. Angesichts der Tatsache, dass die Kletterei erst bei 4000 m anfängt und sehr anstrengend ist. Daher ist eine Höhenanpassung unbedingt notwendig. Die Tour war ganz schön knackig, oft 5er Freiklettern und erforderte technischen Einsatz, besonders in der Dachverschneidung. Unsere Schnelligkeit hatte wesentliche Vorteile um ohne Biwak auszukommen.

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" Abstieg zur Gouterhütte (4304m)"

  • Nützlich Tipps zum Freney Pfeiler:
  • Rif Monzino (Rif Gamba) N Aig Châtelet, 2590m 104pl Tel: 0165/809553
  • Nur bei sicherer Wetterlager einsteigen. Beim Wettersturz ist der Rückzug problematisch.
  • Kleiner Gaskocher für Biwak und Notfall.
  • Steigeisen, ein Pickel, Satz Klemmkeile, Friends Gr 1,2,3, 10 Express.

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